Offener Brief an die Stiftung Warentest zur Online-Umfrage „Was halten Sie von Fernunterricht?“

Offener Brief an die Stiftung Warentest zur Online-Umfrage "Was halten Sie von Fernunterricht?"

An die Projektleitung Bildungstest bei der Stiftung Warentest

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihren aktuellen Pressemeldungen haben wir entnommen, dass Sie bis zum 8. Mai 2011 eine Online-Umfrage unter dem Titel „Was halten Sie von Fernunterricht?“ durchführen. Zum Mitmachen aufgerufen wurden von Ihnen all diejenigen, die bereits einmal einen Fernlehrgang oder einen Fernstudiengang belegt haben.

Wir begrüßen grundsätzlich den Ansatz, Teilnehmer und Absolventen nach ihren Erfahrungen mit der Lernmethode Fernunterricht zu fragen. Auch das von Ihnen beschriebene Ziel, die Ergebnisse der Umfrage in Ihre zukünftigen Untersuchungen einfließen zu lassen, ist unterstützenswert.

Gleichzeitig müssen wir jedoch mit Bestürzung feststellen, dass Ihr Aufruf zur Teilnahme an der Umfrage bereits ein derart negatives Bild von der Methode Fernunterricht zeichnet, dass wir eine Verfälschung der Ergebnisse befürchten. Nicht nur, dass Sie alles auf die Frage nach der Abbrecherquote zuspitzen, Sie stellen zudem einige Behauptungen auf, die suggerieren, dass Fernlehrgänge im Vergleich mit Präsenzveranstaltungen in verschiedener Hinsicht nicht gut abschneiden. Wir möchten auf diesem Wege auf Ungereimtheiten und unbelegte Aussagen im Vorspann Ihrer Umfrage hinweisen und Sie auffordern, die Umfrage-Ergebnisse entsprechend vorsichtig zu bewerten und zukünftig auf einseitig präjudizierende Einleitungen zu verzichten.

So monieren Sie in Ihrem Aufruf einerseits, dass es keine Daten zu Abbrecherquoten im Fernunterricht gäbe, andererseits behaupten Sie, dass viele Teilnehmer ihren Kurs nicht zu Ende führen würden. Woher haben Sie diese Erkenntnis? Und was sind in diesem Zusammenhang „viele Teilnehmer“? Auch wird unterstellt, dass sich viele Teilnehmer falsche, nämlich zu leichte Vorstellungen von der Arbeitsbelastung eines Fernlehrgangs machen. Auch hierzu fehlt jeder Beleg, dass dies tatsächlich der Fall ist.

Sie behaupten weiter, dass die Anbieter keine Abbrecherquoten veröffentlichen würden, weil sie befürchten, dass diese ihrem Geschäft schaden. Zum einen gibt es für eine solche Verweigerung keinerlei Beleg, zum anderen verlangen Sie hier von den Fernschulen Dinge, die auch Präsenzschulen oder sonstige Weiterbildungsanbieter in der Regel nicht leisten. Es wird dadurch der Eindruck erweckt, als wären falsche Erwartungshaltungen und daraus resultierende Abbrüche ein spezifisches Problem des Fernunterrichts, welches seitens der Branche mutwillig verschwiegen wird.

Leider haben Sie im Vorwege Ihrer Online-Umfrage keinerlei Kontakt zu den in Deutschland führenden Organisationen im Bereich Fernunterricht gesucht, seien es die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU), das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) oder das Forum DistancE-Learning – der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien. Im Austausch mit diesen Experten hätten Sie im Vorwege vielerlei Informationen erlangen können, die Ihre offensichtlich negative Wahrnehmung des Fernunterrichts sicherlich relativiert hätten.

So geht aus den Akkreditierungsberichten von Fernstudienangeboten beispielsweise hervor, dass die Abbrecherquoten im Fernstudium nicht schlechter sind als in vergleichbaren Präsenzangeboten. Außerdem hätten wir Sie gern darauf aufmerksam gemacht, dass die Kündigungsbedingungen im Fernunterricht derart verbraucherfreundlich sind, dass ein schneller Ausstieg aus einem Fernlehrgang leicht gemacht wird. Wenn demgegenüber ein Ausstieg aus vergleichbaren Präsenzangeboten mit langen Kündigungsfristen erschwert wird, dann darf dies nicht den Fernunterrichtsanbietern negativ ausgelegt werden.

Wir unterstützen Sie jederzeit gerne bei dem Bemühen, mehr über die Bedürfnisse und die konkreten Erfahrungen von Fernunterrichtsteilnehmern zu erfahren. So hat zum Beispiel das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) gemeinsam mit dem Forum DistancE-Learning in einem vergleichbaren Projekt zur Erhebung des Beratungsbedarfs von Fernunterrichtsinteressenten kooperiert, indem die Befragung des BiBB über die Mitgliedsinstitute des Fachverbandes an eine große Zahl von Interessenten und Teilnehmer kommuniziert wurde. Das Ergebnis stützte sich so auf mehrere Tausend Fragebögen und brachte sehr interessante Ergebnisse für alle Beteiligten.

Wenn Sie also ernsthaft interessiert sind, mehr über den Fernunterricht zu erfahren, um Optimierungspotenziale zu ermitteln und so die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland insgesamt zu erhöhen, stehen wir für Informationen und Kooperationen gerne zur Verfügung. Die benannte Einleitung Ihrer Umfrage scheint uns hierfür allerdings nicht angemessen.

Für die Zukunft wünschen wir uns eine vorurteilsfreie Berichterstattung zum Fernunterricht – das haben sowohl die Anbieter staatlich zugelassener Angebote als auch die aktuell fast 400.000 Fernunterrichtsteilnehmer verdient.

Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass wir diesen Brief heute branchenweit veröffentlicht haben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Martin Kurz – Präsident
Peter Born – Vizepräsident
Heinrich Dieckmann – Vizepräsident
Mirco Fretter – Vizepräsident
Tilman Zschiesche – Vizepräsident

Forum DistancE-Learning –
Der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien e. V.

Der Fachverband Forum DistancE-Learning

Das Forum DistancE-Learning – Der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien e. V. ist im November 2003 aus dem seit 1969 bestehenden Deutschen Fernschulverband e. V. (DFV) hervorgegangen. Seine zurzeit über 100 Mitglieder sind Experten des mediengestützten und tutoriell betreuten Lernens – seien es Unternehmen, Institutionen oder Privatpersonen. Damit bietet der Verband eine gemeinsame Gesprächs- und Aktionsplattform für die DistancE-Learning-Branche.

Insgesamt beträgt der Marktanteil der im Fachverband organisierten Fernlehrinstitute knapp 90 Prozent, das heißt: Fast neun von zehn Fernlerner/-innen in Deutschland profitieren vom verbandsinternen Informationsaustausch ihres Anbieters. Das Forum DistancE-Learning versteht sich als erster Ansprechpartner für Politik, Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Durch wissenschaftliche und bildungspolitische Aktionen sollen die öffentliche Diskussion angeregt und Impulse für Innovationen gesetzt werden.

Das hohe Engagement des Forum DistancE-Learning hat auch außerhalb der Bildungsbranche für Aufmerksamkeit gesorgt: Der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien wurde aufgrund seiner exzellenten und innovativen Verbandsarbeit als Verband des Jahres ausgezeichnet. Auf dem 10. Deutschen Verbändekongress 2006 wurde dem Forum DistancE-Learning der Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement (DGVM) überreicht.

Forum DistancE-Learning
Dörte Giebel
Kedenburgstr. 44
22041 Hamburg
040/656972-61

http://www.forum-distance-learning.de
doerte.giebel@laub-pr.com

Pressekontakt:
Pressestelle des Forum DistancE-Learning c/o Laub & Partner GmbH
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