Denkmalschutz in Deutschland als Wirtschaftsfaktor

Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus den Kreisen der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Dies ist Teil 12, welcher sich mit dem Denkmalschutz als Wirtschaftsfaktor befasst und welche Wichtigkeit diese für Entwicklung des Tourismus betrug.

Denkmalschutz als Wirtschaftsfaktor

Diese immensen Ausgaben für den Denkmalschutz fielen jedoch in eine Zeit der knappen Kassen – und mussten daher vor dem Steuerzahler legitimiert werden. So ist es letztlich kein Zufall, dass in den 90er Jahren der Denkmalschutz verstärkt auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet worden ist. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz formulierte beispielsweise im Jahre 1994: „12 Thesen zu Denkmalpflege als Standort- und Wirtschaftsfaktor“. Darin heißt es unter anderem:

“ 4. Denkmalpflege schafft Standortqualität (Tourismus).
5. Denkmalpflege fördert die mittelständische Wirtschaft.
6. Denkmalpflege verhindert kostenträchtige Fehlinvestitionen.
7. Denkmalpflege stützt Sparsamkeitsdenken.
8. Denkmalpflege setzt Investitionen frei, ist wirtschaftsfördernd.
9. Denkmalpflege schafft Arbeitsplätze.
10. Denkmalpflege fördert verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen der Gesellschaft.“

Bedeutung für den Tourismus

Im Verweis auf den Tourismus spiegelt sich auch dessen Bedeutung als Wirtschaftszweig wider. 2009 betrug das Wachstum in diesem Bereich knapp fünf Prozent. Bis 2017 rechnen Experten mit 17 Mio. zusätzlichen Übernachtungen von auswärtigen Touristen. Insgesamt beträgt der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt 3,2 Prozent. Dabei ist gerade der Städtetourismus ein wirtschaftlich wichtiger Faktor.

Unbestritten sind zudem die Auswirkungen des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege. So kommt eine vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Auftrag gegebene Studie (2007) zu dem Ergebnis, dass in zehn untersuchten Städten – Görlitz, Malchow, Mühlhausen, Neuruppin, Potsdam, Quedlinburg, Stralsund, Tangermünde, Wismar und Zittau – etwa 13 Prozent des Tourismus-Umsatzes von einer Milliarde Euro in engem Zusammenhang mit dem städtebaulichen Denkmalschutz stehen. So würden beispielsweise 38 Prozent der Reisenden ein Hotel in einem historischen Baustil bevorzugten. Die Befragung von insgesamt 1010 Touristen ergab zudem, dass das historische Stadtbild, Sehenswürdigkeiten und eine attraktive Innenstadt für sie zu den wichtigsten Gründen einer Reiseentscheidung zählten. Als für die Beurteilung vor Ort besonders wichtig erwies sich dabei der Gesamteindruck. Während rund 80 Prozent der Befragten die Gesamtensembles in den zehn Referenzstädten als sehr attraktiv bewerteten, wurden ausgewählte Einzelgebäude im Schnitt nur zu 38 Prozent als sehr attraktiv betrachtet.

Die Fokussierung auf das Gesamtensemble als Tourismusmagnet ist allerdings auch mit gewissen Risiken für Investoren und mit Herausforderungen an die Kommunen verbunden, weil Leerstand und unsanierte Gebäude oft als störend empfunden werden und die Erhaltung leer stehender Wohnhäuser zu weiteren Kosten – ohne Einnahmen – führt. So leidet das ostsächsische Görlitz gegenwärtig darunter, dass die Wohnhäuser in der 2600 Einzeldenkmale zählenden Innenstadt zwar saniert worden sind, der Leerstand in der Altstadt aber immer noch gut 40 Prozent betrug.

Auf der anderen Seite wird der Städte- und Kulturtourismus vor allem in strukturschwachen Regionen gefördert. Aufgrund mangelnder Alternativen scheint er den politisch Verantwortlichen ein wichtiger Wirtschaftszweig zu sein. Ausgaben für Denkmalpflege und Kultur werden daher mit künftig ansteigenden Besucherzahlen begründet. Zu einem von der Thüringischen Landesregierung mit EU-Mitteln aufgelegten Programm für „Denkmalpflege und Kultur“ (Der Gesamtumfang betrug 26 Mio. Euro) sagte der Kultusminister Bernhard Müller: „Kaum eine andere Region Deutschlands hat eine so reiche Kulturlandschaft wie Thüringen. Wer unserem Land mit offenen Augen begegnet, findet an jedem Ort Burgen, Schlösser, Gärten und historische Klosteranlagen. Über 30.000 Bau- und Kunstdenkmale sowie 3.000 Bodendenkmale prägen die Thüringer Denkmallandschaft. Doch Denkmale und Kultur sind nicht nur identitätsstiftend und tragen zum Heimatgefühl bei, sie haben auch große Bedeutung für den Tourismus. Allein im letzten Jahr kamen über 3,3 Mio. Touristen nach Thüringen. Um die Besucherzahlen noch weiter steigern zu können, müssen die vorhandenen touristischen Potenziale noch besser genutzt werden. Reiseziele sind jedoch nur attraktiv, wenn sie saniert und zugänglich sind. In diesem Sinne leistet das Förderprogramm „Denkmalpflege und Kultur“ einen wichtigen Beitrag.“

Eric Mozanowski schloss sich den Gedanken und Worten des Kultusministers an und verwies auf die Wichtigkeit des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege in Deutschland: “ Viele suchen nach Spuren der Wurzeln unserer Geschichte und der Entwicklung durch die verschiedenen Zeitepochen. In den alten Gebäuden wird man fündig, Fragen werden beantwortet und der Geist kommt zur Ruhe im Wissen um das jahrhundertelange Überdauern alter Zeitzeugen.“ Darüber hinaus referierte Eric Mozanowski in Stuttgart noch über die Folgen historischer Bausubstanz in Leipzig und anderen ostdeutschen Großstädten.

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski
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Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus den Kreisen der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Weitere Informationen unter: www.estavis.de

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