Ciao, óla, servus! – Fachkräfte aus dem EU-Ausland sind willkommen

DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2013: Mitarbeiter aus dem EU-Ausland sind gut qualifiziert und hoch motiviert / Willkommenskultur ist maßgeblich für eine erfolgreiche Integration / Unternehmen wünschen Beschleunigung und Standardisierung sowie stärkere Entbürokratisierung der Anerkennungsverfahren

Stuttgart – Ingenieure aus Spanien, Krankenschwestern aus Italien – Deutschlands Belegschaften werden vielerorts internationaler. Die Zuwanderung von Fachkräften aus EU-Krisenländern hat deutlich zugenommen und immer mehr Unternehmen rekrutieren dort gezielt neue Mitarbeiter. Befragt nach ihren ersten Erfahrungen zeigt sich: Mit der erfolgreichen Anwerbung der Fachkräfte ist erst ein Teil der Wegstrecke zurückgelegt. Denn die Integration erfordert zusätzliche Anstrengungen. Dass sich aber der Aufwand lohnt, darin sind sich alle Beteiligten einig. Dies zeigt die Befragung ausgewählter Unternehmen und Experten im Rahmen des Arbeitsmarkt-Reports der DEKRA Akademie.

Im Hinblick auf den Fachkräfteengpass und die demografische Entwicklung bietet die Rekrutierung im EU-Ausland für Arbeitgeber wie Arbeitsuchende große Chancen. Die qualitative Befragung von Personalverantwortlichen und Experten widmet sich deshalb den Erfahrungen von Unternehmen, die in den vergangenen zwölf Monaten Mitarbeiter aus dem EU-Ausland eingestellt haben.

Bevorzugte Qualifikationen und Herkunftsländer

Entsprechend der Nachfragesituation sind die meisten der befragten Unternehmen im Gesundheitswesen tätig. Vor allem Kliniken und Altenpflege-Einrichtungen suchen im EU-Ausland verstärkt Pflegepersonal und Ärzte. Im Hotel- und Gastgewerbe sind Mitarbeiter mit einem Abschluss in einem touristischen Studiengang oder einer qualifizierten Ausbildung willkommen. Die neuen Mitarbeiter kommen erwartungsgemäß aus den Ländern, die besonders stark von der Banken- und Schuldenkrise betroffen sind, vor allem aus Griechenland, Portugal, Spanien und Italien.

Gut qualifiziert und motiviert

Hinsichtlich der Qualifikationen der Mitarbeiter aus dem EU-Ausland müssen sich die Arbeitgeber nach den bisherigen Erfahrungen keine Sorgen machen: Zum Beispiel Pflegekräfte und Erzieher verfügen oft über einen Studienabschluss in Pflege- bzw. Erziehungswissenschaften. Die Befragten attestierten den neuen Mitarbeitern durchweg positive Eigenschaften. Neben der guten Qualifizierung loben sie besonders häufig deren auffallend hohe Motivation und Verlässlichkeit. Die Fachkräfte sind aufgeschlossen und engagiert, verbunden mit einer großen Bereitschaft, sowohl die deutsche Sprache als auch neue Arbeitsweisen zu erlernen. „Unternehmen profitieren von den neuen Sichtweisen und Erfahrungen, die diese Mitarbeiter mitbringen. Denn Vielfalt in Teams wirkt sich auch unmittelbar auf die Innovationsfähigkeit von Organisationen aus“, so Dr. Peter Littig, Direktor Bildungspolitik und -strategie bei der DEKRA Akademie GmbH.

Anerkennung der Berufsabschlüsse

Im Ausland erworbene berufliche Qualifikationen in reglementierten Berufen müssen vor der Arbeitsaufnahme durch eine Kammer oder eine mittlere bzw. obere Landesbehörde anerkannt werden. Dieses Verfahren wurde mit dem im vergangenen Jahr in Kraft getretenen Anerkennungsgesetz vereinfacht. Den-noch ist die Einstellung gerade für Arbeitgeber im Gesundheitsbereich mit einem gewissen Aufwand verbunden: Bei Ärzten erfolgt die Approbation durch eine Prüfung der fachlichen Nachweise und ein Sprachzertifikat. Pflegekräfte können bis zur Anerkennung nur als Hospitanten oder Pflegehelfer eingesetzt werden. Da die Sprachkurse mit Fachbezug meist während der Arbeitszeit stattfinden, ergibt sich eine zusätzliche finanzielle Belastung des Arbeitgebers – erst recht, wenn sich die Anerkennung verzögert.

Bedeutung der Sprachkenntnisse

Obwohl viele Bewerber bereits in ihrem Heimatland angefangen haben, Deutsch zu lernen, ist den Arbeitgebern bewusst, dass sie in der Regel keine weitreichenden Sprachkenntnisse voraussetzen können. Aus diesem Grund bieten sie oft Sprachschulungen an – häufig verbunden mit sozialen Themen, um auch die gesellschaftliche Integration zu erleichtern. Je mehr Kundenverkehr mit einer Position verbunden ist, desto wichtiger ist es, dass die neuen Mitarbeiter die Sprache schnell erlernen. In anderen Bereichen sind die Ansprüche nicht ganz so hoch: In einem metallverarbeitenden Unternehmen genügten beispielsweise zum Einstieg Englischkenntnisse, da in der F&E-Abteilung ohnehin Englisch gesprochen wird.

Integration: Willkommenskultur nötig

Gerade der Start im neuen Land mit ungewohnter Sprache und Kultur stellt eine kritische Phase dar. Befragt, welches die zentralen Faktoren für eine erfolgreiche Integration sind, erklärten mehrere der Befragten, dass vor allem „eine gelebte Willkommenskultur“ unverzichtbar ist. Dazu zählen sie beispielsweise Offenheit der deutschen Belegschaft gegenüber den neuen Kollegen, aber vor allem eine verstärkte Unterstützung durch das Unternehmen – auch bei Dingen, die das Privatleben betreffen, wie z. B. die Wohnungssuche oder Behördengänge. In manchen Fällen setzen Arbeitgeber Mentoren für die neuen Mitarbeiter ein.

Jederzeit wieder – mit kleinen Nachbesserungen

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen wollen alle Befragten auch künftig Arbeitsuchende aus anderen EU-Ländern einstellen. Sie wünschen sich jedoch eine weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen: Die Politik ist in ihren Augen mit dem Anerkennungsgesetz auf einem guten Weg, sollte diese Haltung aber auch auf den unteren Ebenen der Behörden durchsetzen. Hier erwarten die Befragten eine Beschleunigung und noch stärkere Standardisierung sowie letztlich eine spürbare Entbürokratisierung der Anerkennungsverfahren. Darüber hinaus wünschen sich die befragten Experten auch eine „Willkommenskultur auf gesamtgesellschaftlicher Ebene“, was z. B. die Wohnungssuche für neue Mitarbeiter vereinfachen würde.

„Die Rekrutierung im EU-Ausland ist ein zusätzliches Instrument, um qualifizierte Fachkräfte für Mangelberufe zu gewinnen“, so Dr. Peter Littig. „Selbst wenn diese später in ihre Heimat zurückkehren möchten, können sie an den Auslandstandorten eine wichtige Rolle spielen, da sie sowohl mit den Gegebenheiten vor Ort als auch in der deutschen Zentrale bestens vertraut sind.“

Für den Exkurs „Fachkräfte aus dem EU-Ausland“ wurden drei Gespräche mit Arbeitsmarktexperten sowie neun Leitfaden-Interviews mit Personalverantwortlichen geführt, die in den vergangenen zwölf Monaten Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland eingestellt haben. Zusätzlich wurden nach Auswertung der Interviews weitere Unternehmensvertreter um Statements gebeten, die im Arbeitsmarkt-Report zu finden sind.

Der DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2013 kann per E-Mail unter service.akademie@dekra.com angefordert werden. Der Bezug ist kostenfrei.

Die DEKRA Akademie GmbH, eine Tochter der DEKRA SE, versteht sich als individueller Berater und ganzheitlicher Prozessbegleiter für Qualifizierung. Langjähriges Know-how und Erfahrung aus der Bildungsberatung werden genutzt, um gemeinsam mit Partnern neue Qualifizierungskonzepte zu entwickeln. Mit ihrer praxis-, kunden- und qualitätsorientierten Ausrichtung ist die DEKRA Akademie einer der größten privaten Bildungsanbieter Deutschlands und bereitet jährlich mehr als 100.000 Teilnehmer auf veränderte berufliche Anforderungen vor.

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