Amokläufe hätten verhindert werden können

Über Gewaltprävention im Kindes- und Jugendalter diskutierten Experten an der SRH Hochschule Heidelberg. Amokexpertin sieht Präventionsmöglichkeiten bei zielgerichteter Schulgewalt.

Vor zwei Jahren erschütterte der Amoklauf von Winnenden die Öffentlichkeit. Seither scheinen sich die Meldungen über schockierende Gewalttaten von Jugendlichen zu häufen und geraten zunehmend ins Visier der Medien. Um Fachpersonal und Studierende zu sensibilisieren und zu schulen, hat der Workshop „Gewaltprävention im Kindes-und Jugendalter“ an der SRH Hochschule Heidelberg die Prävention von zielgerichteter Schulgewalt thematisiert.

Einen ersten Erklärungsversuch zu den Ursachen jugendlicher Gewaltbereitschaft lieferte Prof. Dr. Denis Köhler. Er ist Dekan im Studiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit an der SRH Hochschule Heidelberg: „Meistens ist es eine Kombination von Umwelteinflüssen und biologischer Veranlagung. In welchem sozialen Umfeld wächst das Kind auf und gibt es feste, familiäre Strukturen? Hinzu kommen psychische Belastungen oder aber auch genetische Veranlagungen wie beispielsweise Impulsivität.“

Präventionsmaßnahmen wie das Stärken sozialer Kompetenzen müssten laut Köhler möglichst früh ansetzen. Je weiter das Kind in seiner negativen Entwicklungsstufe fortgeschritten ist, umso schwieriger gestaltet sich die Arbeit mit dem Jugendlichen: „Gewalt ist eine Negativspirale die sich immer weiter dreht. Wenn ein Kind bereits im Kindergarten durch aggressives Verhalten auffällt, kann sich das bis ins Erwachsenenalter verfestigen.“

Dr. Rebecca Bondü von der Ruhr-Universität in Bochum verwies auf den hohen Bedarf an Amokforschung. Das Thema sei längst zu einem globalen Phänomen geworden. Rund 200 Amokläufe weltweit soll es in den letzten vier Jahrzehnten gegeben haben. Die Expertin ist überzeugt davon, dass sie in vielen Fällen hätten verhindert werden können. Denn im Gegensatz zu anderen Gewalttaten sind Amokläufe keine Affekthandlungen, sondern von langer Hand geplant.

Bei der Prävention setzt sie deshalb auf die Bedeutung von Leakings: „Das sind für Amokläufe spezifische Warnhinweise, bei denen ein Täter seine Tötungsabsicht bereits im Vorfeld durchsickern lässt. Das kann eine offene Ankündigung sein oder das zunehmende Interesse an gewaltbezogenen Themen.“ Die Warnhinweise treten meist schon sehr früh auf. Werden sie rechtzeitig wahrgenommen, könnten auffällige Personen identifiziert und die Taten verhindert werden.

Der Workshop Forensische Sozialwissenschaften der Fakultät für Sozial- und Rechtswissenschaften findet einmal jährlich an der SRH Hochschule Heidelberg statt.
SRH Hochschule Heidelberg

Die SRH Hochschule Heidelberg ist eine der ältesten und bundesweit größten privaten Hochschulen. Zurzeit sind rund 2.300 Studierenden an sechs Fakultäten eingeschrieben. Die Hochschule bietet zukunftsorientierte Studiengänge in Wirtschaft, Informatik, Ingenieurswissenschaften und Architektur, Sozial-, Rechts- und Therapiewissenschaften sowie angewandter Psychologie an. Sie ist staatlich anerkannt und wurde vom Wissenschaftsrat erfolgreich akkreditiert. Bei ihrer Gründung 1969 war sie die erste barrierefreie Hochschule.

Exzellente Lehre, angewandte Forschung und wissenschaftliche Weiterbildung sind die Kernkompetenzen der Hochschule. Begabte Menschen werden in ihrer Entwicklung zu eigenständigen Persönlichkeiten gefördert. Die SRH Hochschule Heidelberg gehört zum Hochschulverbund der SRH Holding, einer unabhängigen Stiftung, die bundesweit Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser betreibt.

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